Am 20. Juli verlassen wir gegen Mittag den Hafen von Peel auf der Isle of Man. Wir wollen nach Milford Haven an der Südwestspitze von Wales. An diesem Zwischenstopp auf dem Weg in die Bretagne haben wir uns wieder mit guten Freunden verabredet, die Karin schon seit ihrer Schulzeit kennt (siehe auch Das dritte Crewmitglied). Uns steht eine lange Etappe von 175 Seemeilen bevor, die über Nacht und den ganzen nächsten Tag dauern wird.
Es ist erst schwach windig, doch der Wind frischt etwas auf, als wir nachmittags den Chicken Rock an der Südspitze der Isle of Man und die drei Leuchttürme passieren. Von da an ist es ein wunderbares Segeln bei wenig Welle in der sonst oft rauen Irischen See.
Fürs Abendessen haben wir Linseneintopf vorgekocht, der erfahrungsgemäß sehr gut zu Räucherfisch passt. Ihn genießen wir nun zusammen mit den Manx Kippers, geräucherten Heringen von der Isle of Man. Bevor es dunkel wird, reffen wir vorsichtshalber das Großsegel ein, um das nicht während der Nacht tun zu müssen.
Im Verkehrstrennungsgebiet nordwestlich von Holyhead ist einiges los, so dass wir dort während der Nacht konzentriert auf den Schiffsverkehr achten müssen. Doch als wir Holyhead hinter uns gelassen haben und uns dem Nordende der Cardigan Bay nähern, gibt es kaum noch andere Schiffe. Entspannt geht es in den Morgen hinein und am nächsten Tag weiter. Am Nachmittag haben wir den Bishop Rock querab, gerade zur rechten Zeit, um bei günstiger Strömung durch den sonst ruppigen St.-Georges-Kanal zwischen Südwales und Irland zu kommen.
In der Nähe von Skomer Island sehen wir wieder Papageientaucher und freuen uns, wie jedesmal, beim Anblick dieser drolligen kleinen Vögel. Der Schiffsverkehr hat nun wieder deutlich zugenommen, doch wir halten uns abseits der Routen der großen Frachtschiffe.
Abends haben wir dann Milford Haven erreicht und machen im Hafen fest. Es war eine lange Etappe, doch bei so guten Bedingungen ist das für uns keine große Herausforderung mehr – und darauf sind wir nun auch ein bisschen stolz. Wir lassen unsere Freunde aus Wales noch wissen, dass wir gut angekommen sind, und verabreden uns für den übernächsten Tag. Wir werden in Milford Haven wetterbedingt nun ohnehin zwei Tage bleiben, und für den nächsten Tag ist Regen angesagt.
Den nächsten Tag nutzen wir für Organisatorisches und um Diesel zu tanken. 210 Liter passen nun wieder in unseren Tank, da lohnt sich das Auffüllen mit dem in Großbritannien steuerbegünstigten „roten“ Diesel.
Beim Wiedersehen mit unseren Freunden ist die Freude wieder riesengroß. Es ist schön, dass es nun auf dem Rückweg von Schottland wieder mit einem Treffen klappt. Wir gehen zusammen Mittagessen und fahren dann mit dem Auto nach Pembroke Castle, einer großen und sehr geschichtsträchtigen Burg. Gerade passend, als wir ankommen, beginnt eine geführte Tour durch die Burg. Wir schließen uns der Führung an und bekommen eine sehr unterhaltsame, anschauliche und mit viel Schauspieltalent vorgetragene Vorstellung geboten – grandios! Anschließend erkunden wir noch zusammen die Burg, genießen das warme, sonnige Wetter beim Picknick mit Kaffee und unterhalten uns, denn wir haben uns so viel zu erzählen.
Zum Abschied gibt es dann noch eine besondere Überraschung: Wir bekommen unser Hochzeitsgeschenk übergeben – mit fast 16 Jahren Verspätung! Es ist eine selbst gemachte Stickerei, die eigentlich schon kurz nach unserer Hochzeit 2007 bei einem Treffen in Karins Heimatstadt Oberkirch an uns übergeben werden sollte. Allerdings war die Rahmung nicht rechtzeitig zur Abfahrt fertig geworden, und seitdem wartete das Geschenk auf eine passende Gelegenheit zur Übergabe. Wir sind gerührt, damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet.
Zurück an Bord verpacken wir das gerahmte Bild und verstauen es sicher, denn am nächsten Tag soll es auf die nächste lange Etappe Richtung Bretagne weitergehen.