Traumhafte Isles of Scilly

Die Isles of Scilly begrüßen uns am 20. Juni mit strahlendem Sonnenschein. Da unser Ankerplatz vor Hugh Town vom Atlantikschwell etwas unruhig ist und die Tide die Überfahrt über die flache Stelle im Zentrum des Archipels erlaubt, legen wir morgens gleich um in die Watermill Cove auf der Nordostseite von St. Mary’s. Hier wollen wir zwei ioder drei Tage vor Anker bleiben. Wir lassen unser Dinghy ins Wasser, um damit die Inseln zu erkunden. Als erstes wollen wir nach St. Mary’s. Da Karin den Weg von der Watermill Cove zum Hauptort Hugh Town gerne zu Fuss laufen möchte, setzt Marc sie in der Bucht ab und fährt dann mit dem Dinghy in den Ort.

Dort treffen wir uns beide und setzen gemeinsam unseren Spaziergang fort. Wir laufen vom Porthcressa Beach über den Uferpfad der Halbinsel im Westen, entlang an den Wehranlagen und dem Castle.

Die Insel wirken so im Sommersonnenschein südländischer als Cornwall, wie eine Mischung aus Bretagne und Mittelmeerinseln, je nach Blickwinkel mal mehr das eine, dann mehr das andere.

Nach dem Besuch von St. Mary’s setzen wir mit dem Dinghy auf die Nachbarinsel St. Agnes über. Hier wirkt das Inselleben noch entspannter als auf der Hauptinsel St. Mary’s. Wir machen einen Rundgang über den westlichen Teil der Insel. Als wir den Weg über die schmale Verbindung zum Ostteil der Insel erreichen, ist dieser gerade von der Flut überspült und nicht passierbar. Aber ohnehin ist es inzwischen Abend geworden, und so gehen wir zum Dinghy zurück und fahren wieder zur St‘ Raphaël.

Zurück auf dem Schiff versucht Karin nochmal ihr Glück mit der Angel. Und kaum ist die Schnur mit den Fliegenfedern im Wasser, beißen auch schon Fische an. Die drei Pollocks sind allerdings noch etwas klein, so dass sie vom Haken befreit wieder im Wasser landen. Nach dieser Aktion stellt Karin das Angeln erstmal ein. Auch wenn alles gut geklappt hat – die unschöne Aufgabe, die lebenden Fische wieder vom Haken zu befreien, muss erstmal mental verarbeitet werden. Und wie zur Bestätigung schaut in der Nähe ein Seehund aus dem Wasser, so als wolle er sich darüber beschweren, dass Karin ihm das Abendessen streitig machen will.

Am nächsten Tag setzen wir, wieder bei herrlichem Sonnenschein, auf die Insel Tresco über. Hier wollen wir den Tresco Abbey Garden besichtigen, in dem das milde Klima der Isles of Scilly und die terrassenförmige Anlage Pflanzen aus den verschiedenen subtropischen Regionen der Welt gedeihen lässt. Und wirklich ist es ein faszinierender Garten. Wir nehmen uns die Zeit, die verschiedenen Bereich in aller Ruhe zu erkunden.

Nach dem Besuch des Abbey Garden trinken wir noch einen Kaffee, dann drehen wir eine Runde zu Fuß über die Insel. Der Blick in der Pentle Bay und der Weg nach Old Grimsby sind traumhaft schön.

Warum in die Karibik, hier ist es doch mindestens genauso schön? – Könnte man sich hier fragen. Doch auch bei diesem strahlenden Sonnenschein weht eine kühle Atlantikbrise. Und das Wetter ist hier auch nicht immer sonnig warm, sondern durch die ausgesetzte Lage im Atlantik oft rauh, und die niedrigen Inseln bieten dann wenig Schutz. Wir haben also echtes Glück mit dem Wetter – oder eben lange genug auf den passenden Zeitpunkt für den Besuch gewartet.

Als nächstes geht es mit dem Dinghy nach Bryher. Hier gibt es wenig besuchte Traumstrände und wilde, felsige Buchten. Die kleine Insel vereint damit den sanften und den rauhen Charakter der Isles of Scilly am deutlichsten. Wir umwandern die Insel, genießen, staunen und versuchen, die Ausblicke in Fotos festzuhalten.

Der Weg abends zurück zum Boot ist lang, und wir freuen uns über unser Dinghy, das sich hier als flottes Nahverkehrsmittel bewährt. Und Spaß macht es auch noch!

Zurück auf der St‘ Raphaël gibt es dann einen weiteren Angelversuch. Und wieder beißt zimlich schnell etwas an. Diesmal zeigt der Blick ins klare Wasser einen größeren, ziemlich bunten rot-blauen Fisch, der uns spontan an Buntbarsche im Aquarium erinnert. Was ist das? Kann man den essen? Noch ehe diese Fragen beantwortet werden, hat sich der Fisch im Wasser vom Haken befreit. Aber etwas später beißt so ein Fisch nochmal an, und diesmal entkommt er nicht. Wir haben inzwischen heraus gefunden, dass es sich um einen Lippfisch handelt. Hurra, der erste Angelerfolg, und dann gleich so ein Prachtstück!

Der Fisch landet abends in der Pfanne und erweitert das Abendessen. Es ist unser letzter Abend auf den Isles of Scilly. Die Wettervorhersage sagt Starkwind voraus, den wir nicht auf diesen ungeschützten Inseln erleben wollen. Nach diesen traumhaften Tagen heisst es also, am nächsten Morgen früh abzulegen und uns, bevor es ungemütlich wird, auf den Weg über den Bristol Channel in die Irische See zu machen.