Es ist der 27. Juni, als wir uns gut ausgeschlafen und nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischem selbstgebackenen Brot von der Marina aus in die Stadt aufmachen. Am Vortag haben wir abends hier auf unserem Weg nach Schottland nach der langen Fahrt durch die Irische See festgemacht. Wir wollen Seekarten und Revierführer für Schottland kaufen und uns außerdem die Stadt anschauen. Bangor liegt in der Bucht von Belfast und ist mit immerhin rund 60.000 Einwohner von stattlicher Größe.
Wie erwartet regnet es, was die trotz der hübschen Ansicht von See aus offensichtlich vom Strukturwandel betroffene Stadt besonders trist erscheinen lässt. Aber die für uns relevante Infrastruktur ist wie erwartet gut: Bei einem Schiffsausrüster finden wir einiges von unserer Einkaufsliste fürs Boot. Nur Seenotsignalmittel
darf man hier in Nordirland, anders als in anderen Teilen von Großbritannien, nicht ohne Lizenz kaufen – ein Detail, das einem die blutige jüngere Geschichte Nordirlands ins Gedächtnis ruft. Bei Todd’s, einem überraschend gut ausgestatteten nautischen Reisebuchladen, bekommen wir die Revierführer von Schottland und eine Seekarte der schottischen Westküste – als on-demand Ausdruck der aktuellsten
Admirality Charts auf Originalpapier. Wir sind beeindruckt.
Und noch eine beeindruckende Entdeckung machen wir auf unserem Rundgang durch die Stadt: Der idyllische Bangor Castle Walled Garden liegt windgeschützt durch eine hohe Mauer im Schlosspark. Der Garten ist quadratisch und in vier kleinere Quadrate unterteilt, die jeweils in einem anderen Stil angelegt sind. Besonders überrascht sind wir davon, dass es hier trotz der nördlichen Lage, die etwa mit der von Flensburg
vergleichbar ist, Palmen, große Bananenstauden, Baumfarne und andere südländische Pflanzen gibt. Die geschützte Lage im Innern der Gartenmauern und das durch den Golfstrom im Winter milde Klima
ermöglichen es offenbar, dass auch frostempfindliche Pflanzen hier gedeihen können.
Durch einen großen Park laufen wir dann nach Bangor Castle, das ebenfalls einen hübschen Anblick bietet, und in dem der Verwaltungssitz der Stadt untergebracht ist.
Unser Besuch in Bangor ist damit fast vorbei, denn bereits am frühen Abend legen wir wieder ab und fahren entlang der von grünen Wiesen bedeckten Steilküste in die nur 15 Seemeilen entfernte Ankerbucht
Brown’s Bay. Von hier aus wollen wir am nächsten Tag zur letzten Etappe nach Schottland aufbrechen.