Besondere Begegnung an Cornwalls Küste

Am 12. Juni starten wir nach unserer ersten, wunderbar ruhigen Nacht vor Anker in der Bucht vor Weymouth wieder frühmorgens, um die Tidenströmung nach Westen zu nutzen. Für die nächsten Tage ist Flaute bei warmem Sommerwetter angesagt. Es ist daher nicht geplant, größere Strecken zurück zu legen, sondern sich in kleinen Etappen Richtung Westen zu bewegen. Heute wollen wir nach Dartmouth, und weil tatsächlich kein Wind ist, fahren wir die ganze Strecke dorthin mit Motor. Die kleine Stadt liegt malerisch an der Mündung des River Dart, und inzwischen ist es sonnig und warm geworden. Nach dem oft sehr windigen und kalten Wetter der letzten Wochen kommt bei uns ein Urlaubsfeeling auf. Wir machen an einem Besucher-Pontoon fest und werden auch gleich von einem sehr freundlichen Hafenmitarbeiter begrüßt und mit Infos versorgt.

Da unser Steg nicht mit dem Land verbunden ist, wollen wir nun endlich unser Dinghy mit Motor in Betrieb nehmen. Für den neuen Außenbordmotor gibt es ein vorgegebenes Prozedere zum Einfahren, und daher fahren wir erstmal in langsamer Geschwindigkeit los. Dabei zeigt sich, dass das Bötchen mit uns beiden an Bord ziemlich schnell in Gleitfahrt kommt, also wie ein Motorboot aus seinem Wellensystem abhebt. Als wir dann nach einiger Zeit die Drehzahl schrittweise erhöhen dürfen, erweist sich unser Dinghy als echtes Speedboat: Es fliegt bei Vollgas mit 17 Knoten, also etwa 30 km/h Geschwindigkeit übers Wasser. Es bleibt bei einem kurzen Test, denn das überschreitet das Speedlimit auf dem Dart River bei Weitem.

Den Dart River kann man von Dartmouth aus mit dem Boot flußaufwärts etwa acht Seemeilen bis ins Städtchen Totnes befahren. Und da es entlang des Flusses malerisch schön ist, führt die Jungferfahrt unseres Dinghys die komplette Stecke bis nach Totnes hinauf. Wir sehen Wasservögel, Seehunde und immer wieder idyllische Ufer, Buchten und Hügel – willkommen im Land von Rosamunde Pilcher!

Als wir zurück an der St. Raphael sind, ist es spät geworden, und wir haben einen Riesenhunger. Statt selbst zu kochen fahren wir mit dem nun eingefahrenen Dinghy nach Dartmouth ins Pub, essen Fish ’n Chips und stoßen bei Ale bzw. Guiness auf diesen wunderbaren Ausflug an.


Da es hier so schön ist und der nächste Tag kaum Wind zum segeln bietet, bleiben wir noch einen Tag, sehen uns das gegenüber von Dartmouth gelegene Städtchen Kingswear an und genießen das entspannte Bordleben.

Am nächstern Tag geht es weiter nach Plymouth. Dort haben wir uns im Yachthafen angemeldet und auch ein Paket dorthin schicken lassen: Nachdem unsere in UK bestellte EPIRB (Emergency Position-Indicating Radio Beacon; GPS-basierte Seenotsignalbake) nach über 6 Wochen im deutschen Zoll wieder an den Versender zurückgeschickt wurde, haben wir vereinbart, sie an einen englischen Hafen schicken zu lassen.

Während wir vormittags bei leichtem Segelwind Richtung Plymouth segeln, werden wir von einer großen Gruppe mit schätzungsweise 30 bis 40 Delphinen eingeholt. Einige kommen direkt ans Boot, begleiten uns eine ganze Weile und spielen an unserem Bug. Wir sind verzaubert. Schon öfter haben wir auf unseren Segeltörns früher Delphine oder Tümmler gesehen, aber noch nie so viele, so nah und so lange – es ist ein wunderbares Erlebnis!

In Plymouth erwartet uns ein freundlicher, gut ausgestatteter Hafen und unser lang ersehntes Paket. Für die Besichtigung der Stadt mit ihrer langen Seefahrtstradition nehmen wir uns einen halben Tag Zeit und nutzen die gute Infrastruktur der Stadt auch, um in einem großen Supermarkt Vorräte nachzukaufen.

In den nächsten Tagen wollen wir weiter an der Küste Cornwalls entlang nach Westen, um dann bei günstigem Wind den langen Schlag auf die Isles of Scilly anzugehen, die seit langem ein Traumziel von uns sind.