Inselhopping in der Südbretagne

Am Abend des 31. Mai reisen zwei Freunde in Loctudy an, um mit uns eine Woche lang zu segeln. Mit ihnen kommt warmes und sonniges Wetter in die Südbretagne. Gleich der erste Abend bringt uns alle in Urlaubsstimmung: Der wunderschöne Blick vom Boot auf die Hafeneinfahrt von Loctudy, ein kleiner Rundgang durch das noch verschlafene Urlaubsörtchen in der Abendsonne und zum Abendessen Muscheln, Fisch und Cidre.

Am nächsten Tag steht nach der obligatorischen Sicherheitseinweisung mit anschließender Übergabe der Crew-Shirts nur ein kurzer Segelschlag nach Concarneau an, so dass wir abends noch einen ausführlichen Rundgang durch die mittelalterliche Ville close machen.

Bei leichtem Wind starten wir am nächsten Morgen zu den Îles des Glénan, durchqueren den Inselarchipel unter Segeln und lassen den Anker in einer Bucht auf der Westseite der Île du Loc’h fallen. Mit dem Dinghy setzen wir auf die Insel über. Sie ist ein privates Naturschutzgebiet und das Innere darf nicht betreten werden, aber man darf an der Felsküste um die Insel herumlaufen. Ein freundlicher Ranger weist uns jedoch gleich darauf hin, auf die brütenden Seevögel zu achten. Wie angekündigt führt unsere Anwesenheit unterwegs zu heftigem Gezeter von Möwen und Austernfischern und auch zu einigen warnenden Flugattacken. Während Marc und ich wegen ungeeignetem Schuhwerk nach einiger Zeit umkehren – Flipflops sind einfach nicht geeignet zum Felsklettern – laufen unsere Freunde um die ganze Insel herum und bekommen dabei von einer wütenden Möwe einen Riesen-Anschiß, der zum Glück sein Ziel verfehlt.

Mit dem Dinghy geht es dann zu viert noch zur Hauptinsel der Glenans, der Île de Saint-Nicolas. Wir landen am Südstrand des Isthmus an, der die schmale Verbindung mit der Île de Bananec bildet. Es ist Wochenende bei herrlichem Sonnenschein, und so ist es kein Wunder, dass hier eine Menge Freizeitboote vor Anker oder in einem der Bojenfelder liegen. Auf unserem Rundgang vermittelt die flache Insel, wie das ganze Archipel, aber immer noch das Gefühl eines abgeschiedenen Paradieses, zumal die Tagesausflügler um diese Zeit bereits weg sind. In der einzigen Kneipe auf der Insel trinken wir zusammen in der Sonne ein Bier, dann geht es zum Dinghy zurück.

Zurück am Strand bekommen wir die Quittung dafür, uns so lange auf der Insel herumgetrieben zu haben: Durch die fortgeschrittene Ebbe liegt das Dinghy liegt weit oberhalb der Wasserlinie. Das Problem ist aber nicht nur die Entfernung, sondern auch der breite Streifen aus großen Steinen, der auf der Südseite des Strands nun aus dem Wasser aufgetaucht ist. Auf der Anderen Seite der schmalen Landenge, der Nordseite, gibt es diesen Streifen aus Steinen nicht. Wir beschließen daher, das Dinghy ganz über den Isthmus auf die andere Seite zu ziehen, und das gelingt auch mit Hilfe zweier Franzosen, die gerade am Strand sind und unser Dilemma erkennen.

Als wir gerade einsteigen wollen, werden wir von einer jungen Frau angesprochen, ob wir sie zu ihrem Boot mitnehmen können, das in der Bucht an einer Boje liegt. Sie hat offenbar kein Beiboot, und wir nehmen sie natürlich gerne mit, man hilft sich schließlich gegenseitig. Das Boot unserer Mitfahrerin ist ein kleiner grüner Racer mit dem Name „Tortoise“. Mit diesem Boot will sie das Mini Transat Rennen in 2025 mitsegeln und bereitet sich gerade darauf vor. Wir wünschen ihr zum Abschied viel Glück und sind gespannt, ob wir sie nächstes Jahr zumindest in den Medien wiedersehen. Auf dem nun recht langen Weg zurück zur St‘ Raphaël sind wir froh über unser flottes Dinghy.

Nach einem gemütlichen späten Frühstück geht es am nächsten Tag weiter zur île de Groix. Es ist ein entspannter Segeltag bei ruhigem, sonnigen Wetter. Durch den Raumschots-Kurs ist es an Deck nun erstmals so warm, dass man es dort im T-Shirt aushalten kann.

Entlang der Südküste der Bretagne scheinen sich auch Delphine wohl zu fühlen. Sie besuchen auch heute, wie schon die beiden Tage zuvor, unser Boot, vergnügen sich eine Weile in der Bugwelle und sorgen für Abwechslung bei unserer gemütlichen Segelei.

Unser Tagesziel, einen Ankerplatz vor Locmaria auf der île de Groix, erreichen wir erst am frühen Abend. Ich mache mit unseren beiden Freunden noch einen Spaziergang auf der Insel während Marc an Bord bleibt, den Abend genießt und für seine hungrige Mannschaft kocht.

Am nächsten Tag geht es vorbei an der Belle-île zur deutlich kleineren Insel Houat, da die Wettervorhersage nur noch für die nächste, nicht aber für die übernächste Nacht Ankerwetter vorhersagt, und es auf Houat keinen geeigneten Hafen für uns gibt. Dafür eine weite, wunderschöne Ankerbucht vor einem riesigen Sandstrand, die wir am frühen Abend erreichen. Wir setzen mit dem Dinghy über, machen einen ausführlichen Spaziergang über die in der Vorsaison noch verschlafene Insel und gehen anschließend Pizza essen – das einzige Gericht, das in dem kleinen Restaurant mitten im Hauptort der Insel heute angeboten wird.

Als wir mit dem Dinghy auf dem Rückweg zum Boot sind, fahren wir noch bei einem Segelboot mit deutscher Flagge vorbei, um zu schauen, ob das andere dreieckige Fähnchen unterhalb der Backbordsaling nicht doch ein TO-Stander ist. Es ist ein TO-Stander, und damit das Boot von Seglern, die wie wir Mitglied beim Verein Trans-Ocean sind. Während wir noch bei bester Stimmung entscheiden, nur für einen kurzen Plausch dort zu halten, sind wir durch unser Lachen dort an Bord längst entdeckt worden und werden sehr herzlich zu einer Flasche Wein eingeladen. Und so sitzen wir alle bis zur Dunkelheit im Cockpit bei unseren sehr netten Vereinskollegen, lachen, erzählen und tauschen Pläne, Erfahrungen und Kontaktdaten aus. Das Anknüpfen an die Community der Langfahrtsegler hat uns im letzten Jahr manchmal gefehlt, und umso mehr genießen Marc und ich das spontane Treffen.

Nach einer ruhigen Nacht starten wir ausgeschlafen in den Tag und kreuzen zur Belle-île nach Le Palais. Es ist mit 13 Seemeilen nur ein kurzes Stück, doch wir können erst späten Nachmittag in den Stadthafen hinter dem Fluttor einfahren. Dort liegen wir in schöner Kulisse vor den Häusern der hübschen Stadt, doch ziemlich laut durch das Entladen von Frachtschiffen gegenüber und in der Nacht durch Musik und Gegröle aus den benachbarten Kneipen.

Die Insel Belle-île wollen wir ausführlicher erkunden und haben daher einen Hafentag geplant. Wir fahren mit dem Bus nach Kerguerc’h und wandern von dort entlang der Küste um die Nordspitze der Insel nach Sauzon. Es ist erst eine schroffe, hohe Steilküste, die auf der ebenen Hochfläche von niedrigem Bewuchs bedeckt und von traumhaften kleinen Strandbuchten unterbrochen wird. Nach Passieren des äußersten Zipfels am Pointe der Poulains wir die Landschaft dann lieblicher und grüner. Nach der schönen Tour trinken wir noch einen Kaffee in Sauzon, bevor es mit dem Bus wieder zurück nach Le Palais geht.

Da am nächsten Tag das Fluttor des Hafens erst wieder am späten Nachmittag geöffnet wird, haben wir nochmal die Gelgenheit zu einer Wanderung auf den Insel. Diesmal führt unser Weg von Donnant im Südwesten entlang des Küstenwegs zum Phare de Goulphar und nach Kervilaouen, von wo aus der Bus zurück fährt. Auch dies ist eine wunderbare Wanderung entlang dramatisch schöner Strände an der Felsküste, zur Grotte de l’étoile und zu einer besonderen Felsformation, deren Umrisse von Monet gemalt wurden.

Am frühen Abend legen wir ab und machen uns auf den Weg nach Port Haliguen auf der Halbinsel Quiberon. Es ist unser letzter Abend zu viert, denn am nächsten Tag gehen unsere Freunde wieder von Bord. Wir gehen gemeinsam in einer Creperie mit sehr schönem Garten Galette essen und lassen diese herrlich entspannte Woche Revue passieren. Auch für Marc und mich war es wie Urlaub, und das Boot hat sich auch für ein Leben an Bord zu viert wieder bewährt.

Als nächstes steht für Marc und mich die Überquerung der Biskaya an. Zu dritt, denn schon am nächsten Tag kommt wieder ein Freund an Bord, der diese lange Tour mit uns erleben will.